Stumme Fundmeldungen

Ja, die gibt es tatsächlich. Es werden mehr Flaschen gefunden, als es Fundmeldungen gibt. Und ich spreche jetzt nicht nur von meinen Buddeln, sondern von Flaschenposten allgemein und damit vielleicht auch so manchem Sender einer Flaschenpost aus dem Herzen.

Es gibt Finder, die freuen sich vielleicht, können/wollen ihre Freude darüber aber nicht mit dem Schreiber des Flaschenbriefes teilen. Das kann unterschiedliche Gründe haben, vielleicht ist der Sender ja gar nicht auszumachen. Der Flascheninhalt könnte nach einer langen Reise tatsächlich gelitten haben, so dass ein Name oder eine Kontaktadresse nicht mehr zu entziffern sind. Vielleicht ist dem Finder die Sprache des verfassten Briefes nicht geläufig. Vielleicht denkt derjenige: „Kinderkram!“ und findet seinen Fund in keinster Weise ansprechend, als dass es ihm in den Sinn käme, darauf zu antworten. Vielleicht ist der Finder neugierig, recherchiert ein bisschen im Netz, wird fündig über den Absender und ist damit glücklich und zufrieden – was er nicht unbedingt mit dem Absender teilen will. Vielleicht riskiert der Finder nur einen oberflächlichen Blick und entsorgt die Flasche im Müll.

Es gibt wohl eine ganze Menge Gründe, warum Fundmeldungen relativ spärlich ausfallen. Was sehr, sehr schade ist. Denn erst die geteilte Freude über den Fund beim Empfänger und Absender machen die Flaschenpost zu etwas ganz Besonderem. Es ist ein Glücksgefühl auf beiden Seiten von lang anhaltender Dauer. Da muss keine weltbewegende Kommunikation daraus entstehen. Obwohl ich mich natürlich riesig freue über all die besonderen Fundmeldungen, häufig mit anschaulicher Beschreibung des Fundes. Sie sind so wertvoll und kostbar. Wenn ein netter Gedankenaustausch über eine längere Weile entsteht, ist das großartig!

Doch selbst eine einfache SMS oder Mail im trockenen Stil „gefunden da und da am soundsovielten …“ kurbeln meine Glücks-Endorphine an. Wohingegen mich die „stummen Fundmeldungen“ richtig traurig machen.

Das ist die Sorte von Buddeln, wo ich weiß, dass sie gefunden wurden, aber vergeblich auf ein Zeichen warte. Woher ich weiß, dass sie gefunden wurden? Nun, in einigen Fällen bin ich später nochmal dort entlang spaziert, wo ich sie ausgesetzt habe – und sie waren weg. In anderen Fällen habe ich weit aus der Ferne mitbekommen, dass sie von Spaziergängern geborgen wurden. Und in den häufigsten Fällen brachte mich das Internet selbst auf die Spur: mit der Zugriffsstatistik der alten Seite. Wobei ich dann nicht wusste, um welche der Buddeln es sich handelte, aber es war eine gefunden worden. Denn wenn die Seitenzugriffe anhand des Suchbegriffs „bottled fortune“ in die Höhe schnellen, dann kann es sich nur um einen Fund handeln. Wer käme sonst auf die Idee, nach diesem ungewöhnlichen Begriff zu suchen? Deshalb schätze ich, dass in den letzten 3 Monaten mindestens 8 Flaschen gefunden wurden; die Suchanfragen kamen aus Dänemark, Deutschland und Russland.

Anfangs habe ich noch meine vollständige Adresse auf den Flaschenbrief geschrieben – auch mit der wehmütigen Sehnsucht, dass ich vom Finder eine Ansichtskarte bekomme. So wurde es früher in der Kommunikation von Flaschenpost-Sendern und -Findern gehalten. Ich hätte dieses Stückchen Nostalgie gerne bewahrt. Doch ich weiß selbst, dass es in der heutigen Zeit unrealistisch ist. Deshalb eine Mail-Adresse und eine Mobil-Nummer. Die Möglichkeit einer einfachen Rückmeldung, ohne viel Arbeit und Zeit zu investieren. Nur mal eben auf die Schnelle eine klitzekleine Fundmeldung …